Station 6 Süd Reloaded

Veröffentlicht: Oktober 11, 2012 in Irrenhaus

An dem Schwung mit dem die Empfangsdame den W-Lan-Patienten-Nutzervertrag unterschreibt, hätte ich schon erkennen müssen, dass das heute hier eine wirklich langwierige Angelegenheit wird. Erst passiert ganz lange nichts, dann rasendschnell ein halbes „S“ gekritzel, dann wieder ganz lange nichts. Nächster Buchstabe. Zum Glück hat die Dame keinen Doppelnamen.

Die Patientenaufnahme ist organisiert wie ein Amt. So mit Nummernziehen und so, nur eben moderner mit mehr Glas und einem fast schon futuristisch anmutenden Wartemärkchenziehautomat. Zwei Patientenaufnahmedamen, jeweils eine pro Aquarium, grinsen mich freundlich an. Ich drücke den Wartmärkchenanforderungsknopf am Wartemärkchenziehautomat…*Bling* meine Nummer, die gefühlte 2 1/2 Sekundenvorher aus dem Wartemärkchenziehautomat geeiert ist, leuchtet bedrohlich über den Aquarien. Beide Damen grinsen. Ich mache einen auf „ibb-dibb-dabb“ und entscheide mich für Tor 2. Die Glastür ist noch nicht mal halb geöffnet, da entpuppt sich Grinsedame Nr. 1 als Zonk „Gehen Sie bitte nach nebenan zu Platz 1!“ Ich staune, nicke und gehe wieder…einen halben Schritt zurück, dreh mich auf dem Absatz und erreiche so die biometrische Schleuse zu Platz 1. „Wenn ma genau hinguggt, steht datt uch da“…huch..Rrricharrd mit dem AOK-Chopper hatte ich bis dahin komplett übersehen. Er grinst.

„Ihre letzten zwei Narkosen waren langweilig!“ Einschlafexperten haben einfach einen komischen Humor. „Kann ich nicht sagen“, sag ich. „War ja nur halb anwesend.“ „Halb?“ staunt er mich an, „Da habe ich wohl was versaut!!!“

Ich beziehe meine Zelle und habe sofort gesteigertes Verlangen nach hartem Alkohol. Habe ich Euch eigentlich schon mal erzählt, wie abgrundtief ich Krankenhäuser hasse? Der Geruch, das herbe Styling, die Kranken und Oberschwestern und viel zu kleinen Betten und so? Nein, habe ich noch nicht? Sofern ich meine kleine Geschichte in den nächsten Tagen durchhalte, werdet Ihr´s schon merken. Also nix wie raus aus dem Zimmer, dem Flur und dem ganzen Komplex. Gerade bei den Aufzügen angekommen: „Haaaaaaaalt!!!!! Ich habe Ihnen noch kein Blut abgenommen! Odaaaaaa?“ Vor mir baut sich Schwester S. auf und ich steh im Schatten. Eine Mischung aus einem Gussasphaltkocher und einem Gemeindepsychologen. „Wenn ich treffe tut´s auch nicht weh“, sag sie. Scheiße denke ich noch, wenn ich treffe kriegt die es nicht mal mit. Die Faust in der Hosentasche öffnet sich langsam.

Mein zuständiger Oberarzt eröffnet mir dann den Jackpot. Hauptgewinn in Sachen Gedäh im Hals. Es wächst zusammen, was da nicht hingehört und muss verschwinden. Also eine OP morgen, dann ma gucken wie die olle Hirse das verkraftet hat, und dann auf zur nächsten Runde. Prima denk ich, das wird ein Spaß. Der Oberdoc nickt, der AIP´ler auch. Ich grinse.

Klasse. Nächste Woche ist doch Spitzenspiel…

Das Abendessen besteht aus anderhalb Sorten Brot und einer Sorte Käse mit einem Klecks Marganrine und heißen Kirschen, die aber kalt serviert werden. Dazu eine Tasse lerckerster Pfefferminztee….wie als wenn ich das bestellt hätte.

Morgen um 09:00 Uhr gehts los. Und ich jetzt rauchen.

 

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